6. Weltmeisterschaft Dreiband der Damen von 25. - 27. August 2016 in Guri (Korea)

Die Fachzeitschrift "billard" (Nr. 288) berichtete:

Nach der WM 2014 in Tokio kürten die Damen nun zum zweiten Mal ihre Weltmeisterin in einem asiatischen Land, diesmal in Korea. Guri ist längst ein bekannter Schauplatz toller Weltcupturniere und war nun auch Gastgeber der Damen. Perfekte Organisation und ein begeisterungsfähiges, sachkundiges Publikum sind in Korea Standard, Spielerinnen und Spieler schätzen das sehr. 16 Damen traten in Guri an, eingeteilt in vier Gruppen, in denen es um den Einzug ins Viertelfinale ging. Wie gehabt wurde in der Gruppenphase auf 25 Punkte gespielt, ab dem Viertelfinale dann auf 30. Die Topfavoritin war natürlich Therese Klompenhouwer, die Titelverteidigerin. Am ehesten erwartete man Widerstand durch die dreifache Weltmeisterin Orie Hida aus Japan, Medaillenchancen wurden den weiteren Japanerinnen und den Mädels aus Korea eingeräumt, sowie den erfahrenen Spielerinnen aus Europa wie Karina Jetten (NL) und Gülsen Degener (T). Das größte Teilnehmerinnenkontingent stellte Holland mit vier Spielerinnen, Japan hatte wie Korea drei Spielerinnen im Bewerb, alle anderen Verbände jeweils nur eine Dame. Das fällt vor allem bei der Türkei auf, die neben Degener mit Fendi und Karakasli zwei weitere namhafte Sportlerinnen hat. Österreich wurde durch Helga Mitterböck vertreten, für die das Erreichen des Viertelfinales ein sehr hohes Ziel war.

Gruppe A:   1. T. Klompenhouwer, 2. Orie Hida, 3. Marianne Mortensen, 4. Irena Hambalkova
Am Aufstieg der beiden Starspielerinnen war nie zu zweifeln gewesen, und damit konzentrierte sich das Interesse auf die direkte Begegnung zwischen Hida und Klompenhouwer. Es war ein spannendes Spiel gewesen, auf hohem Niveau, denn beide Spielerinnen blieben knapp über 1. Man durfte auf eine weitere Konfrontation in der KO-Phase hoffen.

Gruppe B:   1. Ester Park, 2. Namiko Hayashi, 3. Karina Jetten, 4. Gülsen Degener
Man hatte einen Dreikampf zwischen Karina Jetten, Gülsen Degener und Namiko Hayashi um die beiden Plätze im Viertel-finale erwartet, während die Amerikanerin Ester Park als krasse Außenseiterin gehandelt wurde. Es kam ganz anders. Einzig Hayashi schaffte als Gruppenzweite den Einzug in die nächste Runde, aber die ganz große Überraschung lieferte Ester Park, die punktegleich mit der Japanerin, aber dem mit Abstand besten Durchschnitt in dieser Gruppe Rang 1 schaffte. Jetten startete mit zwei Niederlagen und war auch schon weg vom Fenster, Degener hatte im dritten Spiel noch Chancen, verlor aber gegen Hayashi deutlich und war ebenfalls ausgeschieden.

Gruppe C:  1. Lee Mee-rae, 2. Lee Shin-young, 3. Danielle Le Bruijn, 4. Monika Wilkowski
Die 21-jährige Koreanerin Lee Mee-rae wurde zur Entdeckung dieses Turniers, sie gewann diese Gruppe absolut überzeugend vor ihrer ebenfalls sehr starken Kollegin Lee Shin-young. Danielle Le Bruijn hatte vor dem letzten Spiel noch eine Aufstiegschance gehabt, eine massive Unpässlichkeit machte allerdings eine Arztkonsultation notwendig. Sie schaffte es nicht mehr rechtzeitig zurück in die Turnierhalle und musste daher kampflos aufgeben. Ihre Gegnerin wäre jene Lee Shin-young gewesen, mit der sie bei der WM vor zwei Jahren den geteilten 3. Rang erreicht hatte.

Gruppe D:  1. Yuko Nishimoto, 2. Kim Min-a, 3. Helga Mitterböck, 4. Gerrie Geelen
Helga legte mit dem Sieg gegen Gerrie Geelen einen sehr erfolg-reichen Start hin und hielt sich auch gegen die Japanerin sehr gut, verlor aber knapp. Im entscheidenden Spiel gegen Kim Min-a hatte sie wenig zu bestellen, es wurde am Ende Rang 3 nach einer soliden Gesamtleistung, mehr war es nicht und auch nicht weniger.
Fast schon tragisch war das Abschneiden von Gerrie Geelen. Sie ist eine der erfahrensten Spielerinnen, die bereits 1987 erstmals bei einer EM der Damen (Freie Partie) mitgewirkt hat. Diese Disziplin war aber nicht ihre beste, sie blühte auf, als Dreiband mehr und mehr in den Fokus der Damen rückte. 2004, bei der 1. WM, holte sie die Silbermedaille hinter Orie Hida. Mag ihre sportliche Glanzzeit vielleicht vorbei sein, dieser Absturz in Guri kam völlig unerwartet.

Viertelfinale:
Klompenhouwer und Hida zogen wie erwartet ins Halbfinale ein, wobei die Japanerin deutlich mehr investieren musste. Damit kam es bereits im Halbfinale zur (erneuten) Konfrontation der beiden prominentesten Dreibandspielerinnen der Gegenwart.
Yuko Nishimoto beendete den Höhenflug der Amerikanerin Ester Park, die dennoch eine der Turnierentdeckungen bleibt. Im koreanischen Duell setzte sich Lee Mee-rae in einer sehr schönen Partie durch, die jüngste Teilnehmerin hatte damit auf Anhieb eine Medaille sicher.

Halbfinale:     Therese KLOMPENHOUWER – Orie Hida  =  30 : 23 in 19 Aufn.,    Yuko Nishimoto – LEE Mee-rae KO = 19 : 30 in 28 Aufn.
Das zweite Duell zwischen den beiden Topstars endete mit einem deutlichen Erfolg der Holländerin, wobei auch Hida mit ihrer Leistung sehr zufrieden sein kann, wenn das im Fall einer Niederlage möglich ist. Es war die bisher wohl beste Partie, die zwei Damen gemeinsam bisher abgeliefert haben.
Im zweiten Halbfinale setzte sich zur Freude der Zuseher Lee Mee-rae nach toller Leistung durch, jetzt griff die 21-jährige sogar nach Gold. Auch die Japanerin Nishimoto wird mit dem Ergebnis leben können, denn immerhin hat sie bei ihrer 3. WM-Teilnahme zum dritten Mal Edelmetall geholt.

Finale:    Therese KLOMPENHOUWER – Lee Mee-rae = 30 : 30 in 41 Aufn., Verlängerung 2:0
Im Endspiel schien zunächst nach einer frühen und deutlichen Führung der Holländerin alles den erwarteten Verlauf zu nehmen. Lee gab aber nicht auf, es wurde ein recht zäher Kampf, unter dem Klompenhouwer sichtlich mehr litt als die Außenseiterin. Am Ende wurde es ein Unentschieden nach 41 Aufnahmen, es muss-te also die Verlängerung entscheiden. Klompenhouwer legte 2 Punkte vor und jetzt witterte das Publikum die mögliche Sensation. Groß war daher die Enttäuschung, als Lee gleich den ersten Ball vergab und dann nur noch gratulieren konnte. Klompenhouwer hat damit ihre dominante Stellung behauptet und sogar ihren WM-Rekord von 2014 (1,102 GD) geringfügig verbessert. In der jungen Koreanerin aber könnte ihr eine Konkurrentin erwachsen, die ihr auf Dauer das Leben bei Weltmeisterschaften zumindest schwerer machen sollte. Peter Stöger

Spiele MP Points Aufn. GD BED HS
  1. Therese Klompenhouwer (Niederlande) 6 12 165 147 1,122 1,666 8
  2. Lee Mee-rae (Korea) 6 10 165 200 0,825 1,071 7
  3. Yuko Nishimoto (Japan) 5 8 124 183 0,677 0,937 7
  3. Orie Hida (Japan) 5 6 127 144 0,881 1,250 9
  5. Kim Min-a (Korea) 4 4 91 138 0,659 0,757 6
  6. Ester Park (USA) 4 4 85 129 0,658 0,833 3
  7. Lee Shin-young (Korea) 4 4 62 95 0,652 0,833 6
  8. Namiko Hayashi (Japan) 4 4 80 138 0,579 0,641 5
  9. Karina Jetten (Niederlande) 3 2 65 112 0,580 0,735 4
10. Marianne Mortensen Dänemark 3 2 47 88 0,534 0,471 4
11. Danielle Le Bruijn (Belgien) 3 2 44 91 0,483 0,543 3
12. Helga Mitterböck (Österreich) 3 2 62 130 0,476 0,438 3
13. Gülsen Degener (Türkei) 3 2 52 110 0,472 0,657 4
14. Monika Wilkowski (Niederlande) 3 0 49 103 0,475 --- 4
15. Irena Hambalkova (Tschechien) 3 0 39 114 0,342 --- 2
16. Gerrie Geelen (Niederlande) 3 0 42 136 0,308 --- 5
             
     

 

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