Die Fachzeitschrift "billard" (Nr. 190, Originaltext) berichtete:
2004 wurde
dieser Bewerb im südspanischen Valencia aus der Taufe gehoben.
Jahrelange Bestrebungen, dem Damenbillardsport zu größerer Anerkennung
zu verhelfen, waren damit zu einem guten Ende gebracht worden. Das hat
auch Auswirkungen auf den österreichischen Verband gehabt, da nun
gegen-über der BSO das letzte Formalkriterium erfüllt war, wonach die
nationalen Titelkämpfe nur dann als Staatsmeisterschaften anerkannt
werden können, wenn es eine internationale Fortsetzung gibt. In Valencia
hatte die hochbegabte Japanerin Orie Hida ihre Stellung als Favoritin
überzeugend bestätigt, sie bezwang im Finale die routinierte Holländerin
Gerrie Geelen in 5 Sätzen letztlich doch deutlich und verdient. Auf dem
geteilten 3. Platz folgten mit Imaizumi und Maehara zwei weitere Töchter
Nippons, ein großartiger Erfolg, von dem ihre männlichen Kollegen im
Moment nicht einmal träumen können. Eine Dame war vor zwei Jahren sicher
enttäuscht gewesen, die Türkin Gülsen Degener, die als seriöse
Kandidatin für eine Medaille gehandelt wurde. Noch eine Spielerin war
wohl etwas unter Wert geschlagen worden, die junge holländische
Europameisterin Therese Klompenhouwer, der man heuer aber noch am
ehesten zutraute, Orie Hida aus dem Sattel zu heben. Der Rhythmus von
zwei Jahren gilt übrigens auch für die Juniorenweltmeisterschaften in
dieser Disziplin, was nicht wirklich zufrieden stellend ist. Gerade im
Nachwuchsalter sind internationale Konkurrenzen für die
Weiterentwicklung nahezu unverzichtbar. Österreich wurde heuer durch
Staatsmeisterin Natascha Al Mamar und die drittplatzierte Helga
Mitterböck vertreten, nachdem Vizemeisterin Ingrid Englbrecht auf einen
Start wegen des Termins verzichtet hatte. Mitterböck war in eine Gruppe
mit Orie Hida, der Deutschen Michaela Esser und Yuko Nishimoto, einer
weiteren starken Japanerin, gesetzt. Zum Auftakt hatte Helga Nishimoto
zu bekämpfen und sie schaffte tatsächlich die Überraschung, die doch
höher eingeschätzte Gegnerin ganz glatt in 2 Sätzen zu besiegen. Damit
war plötzlich das Viertelfinale in Reichweite, woran auch die erwartet
klare Niederlage gegen die Titelverteidigerin nichts änderte. Alles hing
nun vom Spiel gegen Esser ab, der an sich schwächsten Spielerin in
dieser Gruppe.
Nach 1 : 1 in Sätzen, wobei die Satzdistanz gegenüber
2004 auf 12 bzw. 25 HAZ angehoben worden war, setzte sich Helga als
stärkere Spielerin im Entscheidungssatz ganz klar durch, das
Viertelfinale war erreicht. Dennoch gab es noch eine Schrecksekunde, die
allein auf die Kappe der Turnierverantwortlichen geht. Parallel zu ihrem
Spiel traten auch die beiden Japanerinnen gegeneinander an…… Bei einem
Sieg von Nishimoto wäre Helga noch um den Lohn ihrer guten Arbeit
gebracht worden. Gibt es in einer Gruppe zwei Spieler bzw. Spielerinnen
gleicher Nation, dann hat diese Begegnung zu Beginn der Gruppenphase
ausgetragen zu werden, und nicht am Ende! Hida hat das Spiel nach
verlorenem ersten Satz in sportlich großartiger Weise gewonnen und damit
das Turnier vor einem möglichen Eklat bewahrt. Man hätte ihr auch eine
Niederlage nicht vorwerfen können, denn sie war längst durch und ihre
Landsfrau bot zudem eine ganz starke Leistung. Es sind, wie gesagt, die
Turnierverantwortlichen, die sich vielleicht doch ein wenig intensiver
mit Sinn und Regeln des Billardsports auseinandersetzen sollten. Auch Al
Mamar hatte eine ganz schwere Gruppe erwischt, mit Degener, der starken
Belgierin le Bruijn und der Holländerin Jetten, die eine Wildcard des
Veranstalters erhalten hatte. Für sie war insgesamt nichts zu holen, am
besten zog sie sich noch gegen Degener aus der Affäre, gegen die sie
einen Satz mit 1.000 Durchschnitt gewinnen konnte. Insgesamt war ihre
Vorstellung solide, die sympathische Spielerin kann es aber besser, sie
hat es uns schon bewiesen. Für die holländischen Zuseher verlief das
Turnier in der Gruppenphase recht durchwachsen, in einer Art
Hochschaubahn der Gefühle. In Gruppe B war die Silbermedaillengewinnerin
von Valencia zugange, und sie verlor doch überraschend und ganz glatt
das Auftaktmatch gegen Irena Michalkova, die einzige Dame in Tschechien,
die an offiziellen Dreibandbewerben teilnimmt. Geelen erfing sich zwar
gegen die junge Spanierin Tania Lopez, gewann mit 2 : 1 und legte
dennoch damit den ungewollten Grundstein für ihr vorzeitiges
Ausscheiden. Sie hätte ein 2 : 0 benötigt, trotz des ehrenwerten
Erfolges gegen Maehara mit 2 : 1. Mit 4 Partiepunkten schied sie
aufgrund des schwächeren Satzverhältnisses aus, und somit blieb Holland
nur noch Europameisterin Klompenhouwer als Hoffnungsträgerin. Die
allerdings gab ihren Landsleuten allen Grund dazu, denn mehr als den
Verlust eines Satzes ließ sie in ihren Gruppenspielen nicht zu. Sie
qualifizierte sich als beste Siegerin ganz souverän für das nun
anstehende Viertelfinale. Der zweite Platz in dieser Gruppe ging an
Isabel Maria Romia aus Spanien, die mit diesem Erfolg sehr zufrieden
sein durfte, auch sie konnte eine der insgesamt vier Japanerinnen
ausbooten. Die Karten für die Entscheidungsphase waren damit gemischt
und ein Aufeinandertreffen von Hida und Klompenhouwer konnte es erst im
Finale geben.
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