2. Weltmeisterschaft Dreiband der Damen von 20. - 23.12.2006 in Hoensbroek (Niederlande) 

Die Fachzeitschrift "billard" (Nr. 190, Originaltext) berichtete:

2004 wurde dieser Bewerb im südspanischen Valencia aus der Taufe gehoben. Jahrelange Bestrebungen, dem Damenbillardsport zu größerer Anerkennung zu verhelfen, waren damit zu einem guten Ende gebracht worden. Das hat auch Auswirkungen auf den österreichischen Verband gehabt, da nun gegen-über der BSO das letzte Formalkriterium erfüllt war, wonach die nationalen Titelkämpfe nur dann als Staatsmeisterschaften anerkannt werden können, wenn es eine internationale Fortsetzung gibt. In Valencia hatte die hochbegabte Japanerin Orie Hida ihre Stellung als Favoritin überzeugend bestätigt, sie bezwang im Finale die routinierte Holländerin Gerrie Geelen in 5 Sätzen letztlich doch deutlich und verdient. Auf dem geteilten 3. Platz folgten mit Imaizumi und Maehara zwei weitere Töchter Nippons, ein großartiger Erfolg, von dem ihre männlichen Kollegen im Moment nicht einmal träumen können. Eine Dame war vor zwei Jahren sicher enttäuscht gewesen, die Türkin Gülsen Degener, die als seriöse Kandidatin für eine Medaille gehandelt wurde. Noch eine Spielerin war wohl etwas unter Wert geschlagen worden, die junge holländische Europameisterin Therese Klompenhouwer, der man heuer aber noch am ehesten zutraute, Orie Hida aus dem Sattel zu heben. Der Rhythmus von zwei Jahren gilt übrigens auch für die Juniorenweltmeisterschaften in dieser Disziplin, was nicht wirklich zufrieden stellend ist. Gerade im Nachwuchsalter sind internationale Konkurrenzen für die Weiterentwicklung nahezu unverzichtbar. Österreich wurde heuer durch Staatsmeisterin Natascha Al Mamar und die drittplatzierte Helga Mitterböck vertreten, nachdem Vizemeisterin Ingrid Englbrecht auf einen Start wegen des Termins verzichtet hatte. Mitterböck war in eine Gruppe mit Orie Hida, der Deutschen Michaela Esser und Yuko Nishimoto, einer weiteren starken Japanerin, gesetzt. Zum Auftakt hatte Helga Nishimoto zu bekämpfen und sie schaffte tatsächlich die Überraschung, die doch höher eingeschätzte Gegnerin ganz glatt in 2 Sätzen zu besiegen. Damit war plötzlich das Viertelfinale in Reichweite, woran auch die erwartet klare Niederlage gegen die Titelverteidigerin nichts änderte. Alles hing nun vom Spiel gegen Esser ab, der an sich schwächsten Spielerin in dieser Gruppe. Nach 1 : 1 in Sätzen, wobei die Satzdistanz gegenüber 2004 auf 12 bzw. 25 HAZ angehoben worden war, setzte sich Helga als stärkere Spielerin im Entscheidungssatz ganz klar durch, das Viertelfinale war erreicht. Dennoch gab es noch eine Schrecksekunde, die allein auf die Kappe der Turnierverantwortlichen geht. Parallel zu ihrem Spiel traten auch die beiden Japanerinnen gegeneinander an…… Bei einem Sieg von Nishimoto wäre Helga noch um den Lohn ihrer guten Arbeit gebracht worden. Gibt es in einer Gruppe zwei Spieler bzw. Spielerinnen gleicher Nation, dann hat diese Begegnung zu Beginn der Gruppenphase ausgetragen zu werden, und nicht am Ende! Hida hat das Spiel nach verlorenem ersten Satz in sportlich großartiger Weise gewonnen und damit das Turnier vor einem möglichen Eklat bewahrt. Man hätte ihr auch eine Niederlage nicht vorwerfen können, denn sie war längst durch und ihre Landsfrau bot zudem eine ganz starke Leistung. Es sind, wie gesagt, die Turnierverantwortlichen, die sich vielleicht doch ein wenig intensiver mit Sinn und Regeln des Billardsports auseinandersetzen sollten. Auch Al Mamar hatte eine ganz schwere Gruppe erwischt, mit Degener, der starken Belgierin le Bruijn und der Holländerin Jetten, die eine Wildcard des Veranstalters erhalten hatte. Für sie war insgesamt nichts zu holen, am besten zog sie sich noch gegen Degener aus der Affäre, gegen die sie einen Satz mit 1.000 Durchschnitt gewinnen konnte. Insgesamt war ihre Vorstellung solide, die sympathische Spielerin kann es aber besser, sie hat es uns schon bewiesen. Für die holländischen Zuseher verlief das Turnier in der Gruppenphase recht durchwachsen, in einer Art Hochschaubahn der Gefühle. In Gruppe B war die Silbermedaillengewinnerin von Valencia zugange, und sie verlor doch überraschend und ganz glatt das Auftaktmatch gegen Irena Michalkova, die einzige Dame in Tschechien, die an offiziellen Dreibandbewerben teilnimmt. Geelen erfing sich zwar gegen die junge Spanierin Tania Lopez, gewann mit 2 : 1 und legte dennoch damit den ungewollten Grundstein für ihr vorzeitiges Ausscheiden. Sie hätte ein 2 : 0 benötigt, trotz des ehrenwerten Erfolges gegen Maehara mit 2 : 1. Mit 4 Partiepunkten schied sie aufgrund des schwächeren Satzverhältnisses aus, und somit blieb Holland nur noch Europameisterin Klompenhouwer als Hoffnungsträgerin. Die allerdings gab ihren Landsleuten allen Grund dazu, denn mehr als den Verlust eines Satzes ließ sie in ihren Gruppenspielen nicht zu. Sie qualifizierte sich als beste Siegerin ganz souverän für das nun anstehende Viertelfinale. Der zweite Platz in dieser Gruppe ging an Isabel Maria Romia aus Spanien, die mit diesem Erfolg sehr zufrieden sein durfte, auch sie konnte eine der insgesamt vier Japanerinnen ausbooten. Die Karten für die Entscheidungsphase waren damit gemischt und ein Aufeinandertreffen von Hida und Klompenhouwer konnte es erst im Finale geben.
Es war kein Match für schwache Nerven, das Klompenhouwer ihren Fans im Viertelfinale bot, denn ihre Gegnerin, Danielle le Bruijn, war keineswegs gewillt, ihrer Kollegin freiwillig den Platz zu räumen. Le Bruijn besitzt ein sehr bekanntes Billardlokal in ihrer Heimat und ist eine recht starke Spielerin. Zudem hatte sie den Vorteil der Außenseiterrolle, während Klompenhouwer doch merklich unter Druck stand, dem der Zuseher und natürlich auch ihrer eigenen Erwartungshaltung. Letztlich gewann die Holländerin 3 : 2, aber in allen Verlustsätzen kam die Belgierin auf 11 der geforderten 12 Punkte…. Hida gönnte sich eine kleine Verschnaufpause, hatte aber kaum wirkliche Probleme mit Michalkova, während Degener mit Romia aufgrund der eigenen schwachen Leistung einigermaßen zu raufen hatte. Dann aber, nach 5 Sätzen, war die Türkin durch und durfte sich vorerst einmal über eine sichere Medaille freuen. Helga verabschiedete sich nun vom Turnier, das aber hoch erhobenen Hauptes. Maehara bot in diesem Spiel die bislang beste Leistung aller Spielerinnen überhaupt, und das war durchaus auch notwendig, denn Helga wiederum bot die deutlich beste Leistung aller Verliererinnen des Viertelfinales. Diese hätte etwa gegen Degener und sogar Klompenhouwer durchaus zum Halbfinaleinzug reichen können. Wie in der Runde der letzten 8 ging es natürlich auch im Halbfinale "best of five" weiter, eine theoretische Sache für Hida, die Landsfrau Maehara ganz klar in 3 Sätzen aus dem Bewerb kegelte. Ein wenig länger benötigte Klompenhouwer gegen Degener, dann aber war auch sie durch und das Turnier hatte sein Traumfinale. Für die junge Holländerin war es dann allerdings eher ein Albtraumfinale, denn Hida drehte gar mächtig auf. Im Stile eines großen Champions spielte sie in diesem Match gleich zwei Turnierbestleistungen und ließ dabei ihrer Gegnerin nicht den Funken einer Chance. Sie ist und bleibt damit die klare Nummer 1 der Damen, eine Position, die ihr Klompenhouwer vielleicht einmal abjagen kann, derzeit heißt es aber noch „bitte warten“. Peter Stöger. Bild: Helga Mitterböck und Yuko Nishimoto

Spiele MP SP Points Aufn. GD BED B.Set HS
  1. Orie Hida (Japan) 6 12 – 00 15 – 02 195 239 0,815 1,161 5,000 8
  2. Therese Klompenhouwer (Niederlande) 6 10 – 02 12 – 07 183 261 0,701 0,921 1,333 9
  3. Gülsen Degener (Türkei) 5 08 – 02 10 – 07 163 271 0,601 0,918 2,500 8
  3. Ayako Maehara (Japan) 5 06 – 04 08 – 06 144 164 0,878 1,150 2,000 9
  5. Maria Isabel Romia (Spanien) 4 04 – 04 06 – 06 118 232 0,508 0,600 0,923 5
  6. Irena Michalkova (Tschechien) 4 04 – 04 05 – 05 92 182 0,505 0,657 1,200 5
  7. Danielle le Bruijn (Belgien) 4 04 – 04 06 – 07 131 222 0,590 0,660 1,714 6
  8. Helga Mitterböck (Österreich)  4 04 – 04 05 – 06 86 176 0,488 0,600 1,090 5
  9. Gerrie Geelen (Niederlande) 3 04 – 02 04 – 04 80 145 0,551 0,536 0,750 4
10. Namiko Mori (Japan) 3 02 – 04 04 – 04 75 141 0,531 0,823 1,200 5
11. Karina Jetten (Niederlande) 3 02 – 04 04 – 04 73 146 0,500 0,428 0,600 5
12. Yuko Nishimoto (Japan) 3 02 – 04 03 – 04 70 117 0,598 0,545 0,800 4
13. Natascha Al-Mamar (Österreich) 3 00 – 06 02 – 06 56 144 0,388 --- 1,000 4
14. Tania Lopez (Spanien) 3 00 – 06 01 – 06 46 115 0,400 --- 0,571 3
15. Michaela Esser (Deutschland) 3 00 – 06 01 – 06 45 152 0,296 --- 0,440 5
16. Soo-Hyun Park (Korea) 3 00 – 06 00 – 06 38 105 0,361 --- --- 3
     

 

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