„1st World Challenge“ Dreiband der Damen von 3. - 6.10.2002 in Gandia (Spanien) - 2. Vorläufer zur Weltmeisterschaft                                     >>> Webgalerie

Die Fachzeitschrift "billard" (Nr. 149, Originaltext) berichtete:

Erstmals fand ein vom Weltverband UMB weltweit ausgeschriebenes Damenturnier im Dreiband statt. Damit wurde es auch erstmals möglich, aufgrund verbindlicher Daten ein Ranking zu erstellen. Es soll sich dabei keineswegs um ein einmaliges Ereignis handeln, es ist ganz offensichtlich Bewegung in den Damenbillardsport gekommen. Das vornehme Ambiente im Real Club Nautic im Yachthafen von Gandia bot einen würdigen Rahmen für dieses Turnier.
Das Feld der Teilnehmerinnen, 16 Damen waren am Start, setzte sich aus routinierten Spielerinnen und noch recht jungen Mädels zusammen, und gerade sie zeigten recht viel Talent.
Gespielt wurde in vier Vierergruppen mit je zwei Aufsteigern, wobei es aufgrund fehlender Basisunterlagen keine nach dem Durchschnitt gereihte Setzliste gab, was dazu führte, dass etwa Gülsen Degener zweimal gegen Orie Hida, und Therese Klompenhouwer zweimal gegen Kazumi Hida antreten musste.

Gruppe A
Österreich stellte neben dem Veranstalterland Spanien und Japan das größte Teilnehmerkontingent. Zwei unserer drei Mädels, Ingrid Englbrecht und Natascha Al Mamar, waren in dieser Gruppe eingeteilt und mussten folgerichtig auch gleich das erste Match gegeneinander bestreiten. Englbrecht war dabei die deutlich dominierende Spielerin, zog sich aber in der Schlussphase eine schmerzhafte Rückenverletzung (Zugluft?) zu, die sie doch stark behinderte. Prompt ging ihre zweite Partie, gegen Inoue aus Japan, ganz klar verloren. Englbrecht konsultierte einen Arzt, der versuchte mittels einer Injektion zu helfen, was aber nur bedingt gelang. Englbrecht hätte das letzte Spiel gegen Serramitjana hoch gewinnen müssen, um noch das Viertelfinale zu erreichen. Das misslang, und Ingrid musste sich mit dem dritten Gruppenplatz vor Al Mamar bescheiden, die eigentlich in keiner Begegnung ihr mögliches Niveau zeigen konnte.

Gruppe B
Helga Mitterböck hatte eine noch schwierigere Aufgabe, die sie trotz insgesamt guter Leistung nicht lösen konnte. Sie verkaufte sich gegen die talentierte, erst 19-jährige Holländerin Klompenhouwer blendend, lag zwischenzeitlich sogar vorne, musste aber letztlich doch die überlegene Spielstärke ihrer Gegnerin anerkennen. Kazumi Hida, die mehrfache japanische Meisterin, packte gegen Helga ihre beste Partie aus und auch die junge Spanierin Estela Cardoso spielte zum falschen Zeitpunkt für Mitterböck sehr solide. Klompenhouwer sah sich mit zwei Nachstoßsituationen konfrontiert: gegen Hida gelang ein Point, der notwendige zweite blieb ihr hauchdünn versagt, während sie gegen Cardoso gleich vier zum rettenden Unentschieden schaffte, womit der Aufstieg doch noch gesichert war. Vier Points im Nachstoß zeugen von beachtlicher Nervenkraft, das ist für keinen Dreibandspieler der Welt eine Selbstverständlichkeit!

Gruppe C
An sich war die erfahrene Holländerin Gerrie Geelen die Favoritin in dieser Gruppe, wobei man allerdings die in Europa völlig unbekannte Japanerin Ayako Maehara nicht einschätzen konnte. Geelen gewann vorerst ohne Probleme gegen Maggy Bley aus Belgien, Maehara blieb knapp aber doch gegen die Spanierin Granados erfolgreich; dann aber spielte die Japanerin wie aufgezogen, sie ließ Geelen keine Chance. Die musste dann gegen Granados mit einem Unentschieden zufrieden sein, wobei die Holländerin einen großen Vorsprung aus der Hand gegeben hatte. Sie hätte sich allerdings sogar eine Niederlage leisten können und hätte dennoch als Gruppenzweite das Viertelfinale erreicht.

Gruppe D
Gülsen Degener und vor allem Orie Hida, die am vorletzten Spieltag ihren 27. Geburtstag feierte, waren die klaren Favoritinnen in dieser Gruppe, wobei allerdings Degener überraschend hart zu kämpfen hatte, um die junge Französin Celine Bleuse zu schlagen. Die Nominierung von Bleuse war nicht ganz unumstritten gewesen, es gibt eine Reihe von Spielerinnen in ihrer Heimat, die in Frage gekommen wären, aber man glaubt wahrscheinlich, dass sie die besten Chancen für eine gute sportliche Entwicklung hat. Jedenfalls war wie in Wien bei der Europameisterschaft Freie Partie Louis Edelin der offizielle Begleiter. Letztendlich gab es das erwartete Ergebnis, mit einer überragenden Orie Hida an der Spitze, die wirklich in einer anderen Klasse spielt.

Viertelfinale:
Nach den Gruppenspielen wurde ein neues Ranking auf der Basis der Partiepunkte und erzielten Points erstellt. Die Japanerin Maehara zeigte die beste Leistung in dieser Phase, sie hatte leichtes Spiel mit Inoue. Orie Hida war auch gegen Geelen ungefährdet, ebenso Degener gegen die letzte Spanierin im Bewerb, gegen Serramitjana. Die B
egegnung Kazumi Hida gegen Klompenhouwer hatte es bereits im Gruppenspiel gegeben, und sie wurde neuerlich zu einer denkbar spannenden Angelegenheit. Diesmal schien Klompenhouwer auf Erfolgskurs, aber Hida kämpfte sich immer mehr heran, und beim Stand von 25 : 27 leitete ein sehr, sehr glückliches Triplé die Schlussserie von 5 ein. Klompenhouwer schaffte nur noch einen Punkt im Nachstoß, dann waren ihre Kräfte endgültig erschöpft.

Halbfinali:
Gülsen Degener musste nun wieder gegen Orie Hida antreten, was auch wieder für Diskussionen sorgte. Die Türkin war, wie eigentlich nicht anders zu erwarten, trotz engagierter Gegenwehr ohne rechte Chance.
In zweiten Spiel der Vorschlussrunde verhinderte Maehara in einem spannenden Spiel auf gutem Niveau ein Finale zwischen Mutter und Tochter.

Finale:
Eine gewisse Spannung und Nervosität war beiden Spielerinnen anzumerken, was ein besseres Spiel vor allem der Favoritin verhinderte. An ihrem Erfolg war aber auch so nicht zu zweifeln. Mit ihr als sportlichem Zugpferd haben sich die japanischen Damen als absolut stärkstes Team präsentiert und damit ihren männlichen Kollegen eindeutig den Rang abgelaufen. Leider liegen von den letzten drei Partien keine Serien vor, auch dem Eifer von Ingrid Englbrecht ist es nicht gelungen sie zu eruieren. Sie hat neben ihrem Turniereinsatz und trotz ihrer schmerzhaften Behinderung die Zeit gefunden, eine aufmerksame Turnierbeobachterin zu sein. Wofür wir ihr herzlich danken! Peter Stöger

MP GD BED HS
  1. Orie Hida (Japan) 12 – 00 0,86 1,25 8
  2. Ayako Maehara (Japan) 10 – 02 0,57 0,91 5
  3. Kazumi Hida (Japan) 08 – 02 0,63 0,81 5
  3. Gülsen Degener (Türkei) 06 – 04 0,58 0,68 6
  5. Marta Serramitjana (Spanien) 06 – 02 0,42 0,48 6
  6. Makiko Inoue (Japan) 04 – 04 0,45 0,50 5
  7. Therese Klompenhouwer (Niederlande) 03 – 05 0,55 0,61 6
  8. Gerrie Geelen (Niederlande)  03 – 05 0,52 0,59 5
  9. Estela Cardoso (Spanien) 03 – 03 0,51 0,56 4
10. Maggy Bley (Belgien) 02 – 04 0,40 0,47 5
11. Ingrid Englbrecht (Österreich) 02 – 04 0,35 0,51 5
12. Celine Bleuse (Frankreich) 02 – 04 0,34 0,27 3
13. Maria-Dolores Granados (Spanien) 01 – 05 0,37 0,52 4
14. Helga Mitterböck (Österreich) 00 – 06 0,40 --- 3
15. Natascha Al-Mamar (Österreich) 00 – 06 0,32 --- 3
16. Tania Lopez (Spanien) 00 – 06 0,31 --- 5
     

 

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