Die Fachzeitschrift "billard"
(Nr. 149, Originaltext) berichtete:
Erstmals fand
ein vom Weltverband UMB weltweit ausgeschriebenes Damenturnier im
Dreiband statt. Damit wurde es auch erstmals möglich, aufgrund
verbindlicher Daten ein Ranking zu erstellen. Es soll sich dabei
keineswegs um ein einmaliges Ereignis handeln, es ist ganz
offensichtlich Bewegung in den Damenbillardsport gekommen. Das vornehme
Ambiente im Real Club Nautic im Yachthafen von Gandia bot einen würdigen
Rahmen für dieses Turnier.
Das Feld der Teilnehmerinnen, 16 Damen waren am Start, setzte sich aus
routinierten Spielerinnen und noch recht jungen Mädels zusammen, und
gerade sie zeigten recht viel Talent.
Gespielt wurde in vier Vierergruppen mit je zwei Aufsteigern, wobei es
aufgrund fehlender Basisunterlagen keine nach dem Durchschnitt gereihte
Setzliste gab, was dazu führte, dass etwa Gülsen Degener zweimal gegen
Orie Hida, und Therese Klompenhouwer zweimal gegen Kazumi Hida antreten
musste.
Gruppe A
Österreich stellte neben dem Veranstalterland Spanien und Japan das
größte Teilnehmerkontingent. Zwei unserer drei Mädels, Ingrid Englbrecht
und Natascha Al Mamar, waren in dieser Gruppe eingeteilt und mussten
folgerichtig auch gleich das erste Match gegeneinander bestreiten.
Englbrecht war dabei die deutlich dominierende Spielerin, zog sich aber
in der Schlussphase eine schmerzhafte Rückenverletzung (Zugluft?) zu,
die sie doch stark behinderte. Prompt ging ihre zweite Partie, gegen
Inoue aus Japan, ganz klar verloren. Englbrecht konsultierte einen Arzt,
der versuchte mittels einer Injektion zu helfen, was aber nur bedingt
gelang. Englbrecht hätte das letzte Spiel gegen Serramitjana hoch
gewinnen müssen, um noch das Viertelfinale zu erreichen. Das misslang,
und Ingrid musste sich mit dem dritten Gruppenplatz vor Al Mamar
bescheiden, die eigentlich in keiner Begegnung ihr mögliches Niveau
zeigen konnte.
Gruppe B
Helga Mitterböck hatte eine noch schwierigere Aufgabe, die sie trotz
insgesamt guter Leistung nicht lösen konnte. Sie verkaufte sich gegen
die talentierte, erst 19-jährige Holländerin Klompenhouwer blendend, lag
zwischenzeitlich sogar vorne, musste aber letztlich doch die überlegene
Spielstärke ihrer Gegnerin anerkennen. Kazumi Hida, die mehrfache
japanische Meisterin, packte gegen Helga ihre beste Partie aus und auch
die junge Spanierin Estela Cardoso spielte zum falschen Zeitpunkt für
Mitterböck sehr solide. Klompenhouwer sah sich mit zwei
Nachstoßsituationen konfrontiert: gegen Hida gelang ein Point, der
notwendige zweite blieb ihr hauchdünn versagt, während sie gegen Cardoso
gleich vier zum rettenden Unentschieden schaffte, womit der Aufstieg
doch noch gesichert war. Vier Points im Nachstoß zeugen von beachtlicher
Nervenkraft, das ist für keinen Dreibandspieler der Welt eine
Selbstverständlichkeit!
Gruppe C
An sich war die erfahrene Holländerin Gerrie Geelen die Favoritin in
dieser Gruppe, wobei man allerdings die in Europa völlig unbekannte
Japanerin Ayako Maehara nicht einschätzen konnte. Geelen gewann vorerst
ohne Probleme gegen Maggy Bley aus Belgien, Maehara blieb knapp aber
doch gegen die Spanierin Granados erfolgreich; dann aber spielte die
Japanerin wie aufgezogen, sie ließ Geelen keine Chance. Die musste dann
gegen Granados mit einem Unentschieden zufrieden sein, wobei die
Holländerin einen großen Vorsprung aus der Hand gegeben hatte. Sie hätte
sich allerdings sogar eine Niederlage leisten können und hätte dennoch
als Gruppenzweite das Viertelfinale erreicht.
Gruppe D
Gülsen Degener und vor allem Orie Hida, die am vorletzten Spieltag ihren
27. Geburtstag feierte, waren die klaren Favoritinnen in dieser Gruppe,
wobei allerdings Degener überraschend hart zu kämpfen hatte, um die
junge Französin Celine Bleuse zu schlagen. Die Nominierung von Bleuse
war nicht ganz unumstritten gewesen, es gibt eine Reihe von Spielerinnen
in ihrer Heimat, die in Frage gekommen wären, aber man glaubt
wahrscheinlich, dass sie die besten Chancen für eine gute sportliche
Entwicklung hat. Jedenfalls war wie in Wien bei der Europameisterschaft
Freie Partie Louis Edelin der offizielle Begleiter. Letztendlich gab es
das erwartete Ergebnis, mit einer überragenden Orie Hida an der Spitze,
die wirklich in einer anderen Klasse spielt.
Viertelfinale:
Nach den Gruppenspielen wurde ein neues Ranking auf der Basis der
Partiepunkte und erzielten Points erstellt. Die Japanerin Maehara zeigte
die beste Leistung in dieser Phase, sie hatte leichtes Spiel mit Inoue.
Orie Hida war auch gegen Geelen ungefährdet, ebenso Degener gegen die
letzte Spanierin im Bewerb, gegen Serramitjana. Die Begegnung
Kazumi Hida gegen Klompenhouwer hatte es bereits im Gruppenspiel
gegeben, und sie wurde neuerlich zu einer denkbar spannenden
Angelegenheit. Diesmal schien Klompenhouwer auf Erfolgskurs, aber Hida
kämpfte sich immer mehr heran, und beim Stand von 25 : 27 leitete ein
sehr, sehr glückliches Triplé die Schlussserie von 5 ein. Klompenhouwer
schaffte nur noch einen Punkt im Nachstoß, dann waren ihre Kräfte
endgültig erschöpft.
Halbfinali:
Gülsen Degener musste nun wieder gegen Orie Hida antreten, was auch
wieder für Diskussionen sorgte. Die Türkin war, wie eigentlich nicht
anders zu erwarten, trotz engagierter Gegenwehr ohne rechte Chance.
In zweiten Spiel der Vorschlussrunde verhinderte Maehara in einem
spannenden Spiel auf gutem Niveau ein Finale zwischen Mutter und
Tochter.
Finale:
Eine gewisse Spannung und Nervosität war beiden Spielerinnen anzumerken,
was ein besseres Spiel vor allem der Favoritin verhinderte. An ihrem
Erfolg war aber auch so nicht zu zweifeln. Mit ihr als sportlichem
Zugpferd haben sich die japanischen Damen als absolut stärkstes Team
präsentiert und damit ihren männlichen Kollegen eindeutig den Rang
abgelaufen. Leider liegen von den letzten drei Partien keine Serien vor,
auch dem Eifer von Ingrid Englbrecht ist es nicht gelungen sie zu
eruieren. Sie hat neben ihrem Turniereinsatz und trotz ihrer
schmerzhaften Behinderung die Zeit gefunden, eine aufmerksame
Turnierbeobachterin zu sein. Wofür wir ihr herzlich danken! Peter Stöger
|
MP |
GD |
BED |
HS |
1.
Orie Hida (Japan) |
12 –
00 |
0,86 |
1,25 |
8 |
2.
Ayako Maehara (Japan) |
10 –
02 |
0,57 |
0,91 |
5 |
3.
Kazumi Hida (Japan) |
08 –
02 |
0,63 |
0,81 |
5 |
3.
Gülsen Degener (Türkei) |
06 –
04 |
0,58 |
0,68 |
6 |
5.
Marta Serramitjana (Spanien) |
06 –
02 |
0,42 |
0,48 |
6 |
6.
Makiko Inoue (Japan) |
04 –
04 |
0,45 |
0,50 |
5 |
7.
Therese Klompenhouwer (Niederlande) |
03 –
05 |
0,55 |
0,61 |
6 |
8.
Gerrie Geelen (Niederlande) |
03 –
05 |
0,52 |
0,59 |
5 |
9.
Estela Cardoso (Spanien) |
03 –
03 |
0,51 |
0,56 |
4 |
10.
Maggy Bley (Belgien) |
02 –
04 |
0,40 |
0,47 |
5 |
11.
Ingrid Englbrecht (Österreich) |
02 –
04 |
0,35 |
0,51 |
5 |
12.
Celine Bleuse (Frankreich) |
02 –
04 |
0,34 |
0,27 |
3 |
13.
Maria-Dolores Granados (Spanien) |
01 –
05 |
0,37 |
0,52 |
4 |
14.
Helga Mitterböck (Österreich) |
00 –
06 |
0,40 |
--- |
3 |
15.
Natascha Al-Mamar (Österreich) |
00 –
06 |
0,32 |
--- |
3 |
16.
Tania Lopez (Spanien) |
00 –
06 |
0,31 |
--- |
5 |
|